Unkraut - eine Relativierung
Unkraut könnte man mit einer Ehe vergleichen, wenn sie mal da ist, wird man sie nicht mehr so rassig wieder los.
Hmmh… Unkraut… Eigentlich gemein, eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen. Dass sich dieser Begriff so dermassen ausbreiten konnte! Ja, sogar diskriminierend ist das. Aus diesem Grund ist der Begriff „Beikraut“ dann auch irgendwann aufgekommen. Obwohl auch andere Pflanzen als Kräuter, Unkräuter sein dürfen. Jä nu.
Ich fühl mich grad ein bisschen schäbig, dass ich so eine wahnsinnige Abneigung gegenüber diesen Pflanzen verspüre. Ich bin ein wenig im Klinsch. Einerseits ist ja JEDE Pflanze Teil des Ökosystems und bietet natürlich auch Lebensräume für Tiere. Zum Schutz unserer Natur und deren Erhalt sind also alle wichtig. Andererseits gehen sie mir schon extrem auf den Keks. Deshalb habe ich mich entschieden Unkräuter von nun an Beikräuter zu nennen und sie in voller Ehrfurcht auszureissen.
Nun, wenn ich weiterhin über Beikräuter schreibe, meine ich Pflanzen, die:
andere Pflanzen, die im Garten wachsen oder eingepflanzt worden sind verdrängen.
ebendiesen Pflanzen Wachstumsfaktoren wie Licht, Wasser oder Nährstoffe streitig machen.
sich extrem schnell verbreiten (z.B. Durch Versämung, wie der Löwenzahn oder durch Ausläufer, wie
der Hahnenfuss auf dem Bild oben.nerven.
Aaber… Beikraut ≠ Beikraut. Kommt auf den Kontext an. Für Herrn Frischknecht ist die Brennnessel ein gefährliches Unkraut. Frau Matter aber, nutzt zum Beispiel die Brennnessel als Heilkraut. Es ist harntreibend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Für Herrn Rüdisüli ist sie eine Nutzpflanze. Ob in der Küche oder verarbeitet als Jauche für den Garten – er ist Fan.
Was machen, wenn sich eine Pflanze als Beikraut entpuppt? Da wir unsere Umwelt liebhaben, benutzen wir natürlich keine Chemikalien. Dann kommt man halt nicht ums jäten herum. Am einfachsten geht das, wenn die Erde feucht ist. Dann kann man sie mit einem Häkchen und/oder einer Gabel gut auflockern, damit die Pflanze nicht mehr so fest in der Erde sitzt. Dann kann man im Idealfall den Wurzelansatz greifen und die Pflanze samt Wurzel aus der Erde herausziehen. Da die Beikräuter zum Beispiel durch Wurzeln oder Samen wieder austreiben können, ist es am sichersten die Pflanzenteile mit der Grünabfuhr zu entsorgen und nicht im Gartenkompost. Wenn ganze Beete neu bepflanzt werden sollten, eignet sich beispielsweise die Methode „No Dig Gardening“.
Um dem Esel-am-Berg-Feeling etwas entgegenzuwirken und einem die Nerven bei dieser Sisyphusarbeit nicht ganz abhandenkommen, gibt es natürlich auch Möglichkeiten es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Glücklicherweise gibt es vorbeugende Massnahmen, die die Ausbreitung von Beikraut in Schach halten. Mulch ist eine davon. Das sind Rindenstückchen, die man auf die Gehwege und zwischen die Pflanzen verteilen kann, damit das Wachstum durch Lichtmangel für allfällige Sprösslinge erschwert wird. Dies ist natürlich und sieht zudem schön aus. Als Alternative bieten sich Planen. Nur Dickköpfe schaffen es da durch. Dafür sind die Planen nicht natürlich und weniger ästhetisch.
Für den Gemüse- oder Schnittblumenanbau wäre dies auch eine Option. Da würde man das ganze Beet auskleiden und Aussparungen für die Kulturen lassen.
Eine hübsche Lösung bieten auch Bodendecker Pflanzen, wie zum Beispiel die Elfenblume. Wie der Name schon verrät, bedecken sie die Erde flächig. So kann kein Licht auf den Boden gelangen, was essentiell ist für das Wachstum von unerwünschten Keimern.
Brautkleid bleibt Brautkleid und Beikraut bleibt Beikraut.